Sonntag, 28. August 2011

Saitek Troika

Anfang der 90er hat Saitek das Renaissance Brett auf den Markt gebracht, in Konkurrenz zu dem modularen Sytem von Mephisto. Mit seinen 81 LEDs auf planer Oberfläche, dem eingebauten LCD Brett und der PC Anbindung war es technisch überlegen. Um auch in punkto Spielstärke mitzuhalten, wurden drei neue Module entwickelt - die "Saitek Troika".

1. Analyst D Modul - wurde mit 6 und 8MHz angeboten, als Maestro(ohne Display) auch mit 10MHz. Getunte Varianten sind mit 12-16MHz möglich. Zur serienmäßigen Ausstattung des Analyst zählte das Endgame ROM, einem Zusatzbaustein mit einer Datenbank KB-K. Das bereits in der Suche darauf zurückgegriffen wird, beweist folgende Partie:

Saitek D++ 16MHz - Saitek Brute Force 1:0; Online Oldie Turnier 2010

Saitek konnte mit diesem Programm von Julio Kaplan erstmals die 2000 ELO Grenze knacken. Die letzte Entwicklungsstufe stellten die inoffiziellen Experimentalversionen D+/D++ dar, welche einen riskanteren Spielstil pflegten. Bei einem Brute-Force Sockel von zwei Halbzügen im Schnellschach, zeigen sich aber viele taktische Löcher. In der aktuellen Aktiv ELO-Liste liegt der Saitek D+ bei ELO 2070. Die Zusammenarbeit mit Kaplan wurde danach beendet, da man sich von der 8-Bit Hardware des 6502 keine bedeutende Steigerung mehr erwartete.

2. Brute Force Modul - die Namensbezeichnung ist irreführend und resultiert aus dem ursprünglichen Projekt, den selektiv rechnenden Kaplan Programmen einen starken Taktiker als Kompagnon zur Seite zu stellen. Geplant war 1990/91 einen reinen Brute Force Rechner von Ulf Rathsman (eventuell Plymate Viktoria) auf den Markt zu bringen, welcher aber nie realisiert wurde.
Mit Frans Morsch hatte Saitek dann ab 1992 einen neuen Haus & Hof Programmierer unter Vertrag, bekannt für "schnelle Sucher" mit stark beschnittenen Variantenbäumen und selektiven Erweiterungen - insofern kein lupenreiner Brute Forcer. Anscheinend war der Name aber über Jahre so publik gemacht, dass man die Bezeichnung nicht mehr ändern wollte. Im Herbst 1992 konnten die Renaissance Besitzer endlich das Brute Force Modul in den Händen halten, ausgestattet mit dem nun sehr populären H8 Prozessor und Hash Tables.
Doch wie stark ist dieses Modul? Kritiker behaupten Frans Morsch produzierte für Saitek die immer gleichen Programme unter verschiedenen Gehäusen - Stichwort Clone. Für das Brute Force Modul trifft dies m.E. nicht zu. Die Hardware ist zwar - bis auf die Hash Tables - identisch zum GK2100, doch der Spielstil wirkt abgeklärter. So zeigt er in den beiden folgenden Partien sogar die Kunst der (Frei-)Bauernführung sowie sein Angriffspotenzial:

Saitek Brute Force - Novag Citrine 1:0; Online Oldie Turnier 2010
Fidelity Designer 2325 - Saitek Brute Force 0:1; Klingenberg 2009

Nach 78 gewerteten Partien stehen 2103 ELO in der Aktivschachliste zu Buche. Mehr ist nicht drin, weil der 20MHz Quarz intern "nur" auf 10MHz getaktet wird. Schade, eine Verdoppelung hätte dem Brute Force gut getan.

3. Sparc Modul - oder die Legenden sind zurück. Das Ehepaar Spracklen gehört - zusammen mit Richard Lang - zu den bekanntesten und erfolgreichsten Programmierern des Computerschachs. Angefangen mit Sargon 2.5 bis zum Fidelity Avantgarde V10 entwickelten sie High-End Computer und sammelten Titel und Meisterschaften in den 80ern.
Nach der Übernahme von Fidelity durch Mephisto im Jahre 1990, hat Saitek kurzerhand die Chance genutzt und beide unter Vertrag genommen mit dem Ziel - Weltmeistertitel! Auf Basis des 32 Bit SPARC Prozessors entwickelte man ein komplett neues Programm, welches auf 40-50MHz laufend an den WM 1991-1993 teilnahm - bestes Resultat Platz 4 bei der WCCC Madrid 1992. Als Operator zeigte sich übrigens Günther Niggemann von "Schach Niggemann" verantwortlich.
Zur Serienreife dauerte es bis Herbst 1993 für das Sparc Modul. Mit vielen Vorschusslorbeeren gestartet, konnte es leider nicht ganz vorne in den ELO Listen landen. Trotz der langen Entwicklungszeit stecken in dieser Version einige Kinderkrankheiten, doch die Zusammenarbeit von Saitek mit den Spracklens wurde kurz danach beendet, so dass es nie zu einem verbesserten "Sparc II Modul" gekommen ist. Saitek hatte schon den Deal mit Mephisto in Planung und die Produktion des Renaissance + Sparc wurde kurz danach eingestellt.
Wie Marc Uniacke kürzlich in seinem Hiarcs Forum berichtete, wäre es anno 93 fast zu einem Vertrag mit Saitek gekommen. Hiarcs 2.1 war gerade Mikro-Weltmeister in München geworden auf einer Sparc Workstation und eine Portierung auf das Sparc Modul wäre leicht möglich gewesen. Aus heutiger Sicht muss man sagen: Chance vertan! Ein "Hiarcs Sparc Modul" wäre für jeden Sammler der Knüller!

Zum Abschluss zwei Partien vom Sparc, eine schöne Gewinnpartie und eine Zweite mit Endspielschwächen:

Sparc Renaissance - Mephisto Lyon 68020 30MHz 1:0; 6. Online Aktivschach WM
Sparc Renaissance - Fidelity V11 1/2:1/2; 6.Online Aktivschach WM

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