Mittwoch, 23. August 2017

Schachcomputer SC 1

Mit diesem schlichten Namen schmückt sich eine echte Rarität: Der Schachcomputer SC 1 wurde als Prototyp entwickelt und ist, wie der Name andeutet, der erste Schachcomputer aus der DDR. Produziert wurden insgesamt nur 12 bis max. 20 Stück von der VEB Mikroelektronik "Karl Marx" Erfurt. Er sollte als Vorläufer eines Schachcomputers für den Massenmarkt dienen und war als reines Testmodell konzipiert. Mit den Testern des SC1 wurden spezielle "Erprobungsverträge" für ein Jahr abgeschlossen, in denen die Modalitäten festgelegt wurden. Erst danach konnte der Tester den SC1 käuflich erwerben. Schön nachzulesen und ausführlich dokumentiert ist dies auf der Seite von Mike Watters - siehe VEB Erfurt SC-1.

Der SC1 kommt mit einem satten Gewicht daher. Außen mit einem Vollholzrahmen und einer Abdeckplatte aus Aluminiumblech ausgestattet, innen mit einer schwer bestückten Platine. Die Holzfiguren besitzen starke Magnete - wie auch alle Nachfolger aus DDR-Produktion. Zur Ausstattung des SC1 gehört ein passender Attache-Koffer und ein schweres Netzteil. Die Zuganzeige erfolgt über eine orangene Segmentanzeige, dabei wird jeder Zug durch einen lauten Signalton quittiert. Die Tasten für die Zugeingabe haben einen satten Druckpunkt und wirken zierlich. Welches Schachprogramm im Inneren des SC1 tickt, zeigt sich sobald der Rechner nachdenkt. In der Anzeige blinken die typischen "oo oo" Elemente der frühen Fidelity-Geräte. Es wurde also ein Programm von Ron Nelson verbaut; eine Raubkopie des Fidelity Chess Challenger 10 C wie Tests ergeben haben.

Der SC1-Prototyp fand schnell Zustimmung bei den Verantwortlichen und man entwickelte nun ein preiswertes Modell für den Massenmarkt - den in großen Stückzahlen verkauften SC-2. Die wenigen Protoypen des SC-1 wurden teilweise ob der damals teuren Chips ausgeschlachtet und es gibt nur noch ganz wenige Stücke.

Donnerstag, 17. August 2017

Fidelity Sensory 12 Armada

1984 entwickelte Fidelity ein neues Konzept, um die Programme aus den teuren Elite A/S-Weltmeistergeräten in anderen Gehäusen zu vermarkten. Die Fidelity Chess Challenger 12-Serie. Vor allem durch den Erfolg des preiswerteren Novag Super Constellation, musste Fidelity reagieren und in gleicher Preisklasse etwas entgegensetzen. Genauso wie beim Super-Conny wählte man für den Sensory 12 eine Bedienung über Drucksensoren und die Zuganzeige mit 16 Rand-LEDs. Optisch veredelt durch einen Vollholzrahmen, ähnlich dem Elite A/S. Die passenden Holzfiguren hatte man direkt von der vorherigen Chess Challenger Sensory-Serie übernommen. Zusätzlich spendierte man dem "SC12" einen Druckeranschluss und einen Slot für die bekannten Eröffnungsmodule.

Der erste Wurf war im Herbst 1984 der Fidelity Sensory 12 (A). Ausgestattet mit dem - leicht verbesserten - Weltmeisterprogramm vom Elite A/S Budapest aus dem Vorjahr. So steht es auch in großen Lettern auf der metallenen Sensorplatte: 1983 WORLD CHAMPION MICROCOMPUTER PROGRAM. Getaktet mit 3 MHz.

Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft gab es bereits eine neue Version: Den Fidelity Sensory 12 Special Edition - kurz "SE12". Optisch und vom Programm identisch, jetzt aber mit 3,6(!) MHz getaktet. Damals war selbst eine Anhebung des Taktes hinter dem Komma ein Verkaufsargument. Die Holzfiguren wurden bei dieser Edition - die mW nur in den USA vermarktet wurde - gegen Plastikmodelle der Chess Challenger Sensory-Serie getauscht.

Kurz nach dem Jahreswechsel stand bereits ein Nachfolger in den Regalen: Der Fidelity Sensory 12 B. Hier wurde definitiv ein anderes Programm verbaut als in den Vorgängern. Ob es Ähnlichkeit mit dem des Elite A/S Glasgow hat oder komplett eigenständig ist, ist unklar. Es gab zwei Varianten der "B-Version". Eine hat einen durchgehenden, schwarz eingefärbten Balken mit inversem Schriftzug auf der Metallplatte, eine andere ist optisch bis auf das "B" und den fehlenden Hinweis auf den Weltmeistertitel 1983, identisch zur "A"-Version. Die Taktrate war ebenfalls unterschiedlich, entweder mit 3 oder 4 MHz getaktet.

Die letzte Auflage der Serie brachte Fidelity mit dem Modell "SX12", nun mit sagenhaften 5 MHz getaktet wurde es kein großer Erfolg mehr. Mittlerweile lief die Konkurrenz den Fidelitys den Rang ab und auch firmenintern war eine neue Reihe in der Startphase. Durch den für Fidelity verhängnisvoll starken Dollar, musste man wesentlich billiger produzieren für den Export. Die Preisbomber wurden geboren, doch das ist eine andere Geschichte.

Um die verschiedenen Sensory 12-Modelle zu unterscheiden, habe ich diese dem Colditz-Test unterzogen.

Sensory 12 (A): ELO 1870, Stellung Nr. 11: (Dxf4) = 06:15 Min.
Sensory 12 B: ELO 1900, Stellung Nr. 11: (Dxf4) = 04:42 Min.
Sensory 12 SE: folgt!

Was mir im Vergleich der Zeiten auffiel: Sie sind nicht mit denen von Elite Budapest und Glasgow vergleichbar, was dafür spricht das Fidelity - wie so oft - veränderte Programme in die Sensory 12 verbaut hat.

Nachtrag: Einen Schachcomputer im Sensory 12 Gehäuse hätte ich fast vergessen. Es ist der unter der Bezeichnung RCS erschienene Granit. Da hatte Peter Reckwitz aus seiner Zeit für Fidelity Deutschland noch einige Gehäuse übrig:)